Unsere Filme im April - Schreiben
Paterson
19.04.

„Paterson“ erzählt die Geschichte des Busfahrers Paterson, der genauso heißt wie der Ort, in dem er mit seiner Frau Laura und ihrer Englischen Bulldogge Marvin lebt. Die Kleinstadt in New Jersey, ihre Bewohner_innen und die Gespräche der Fahrgäste in seinem Bus sind für ihn eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für die Gedichte, die er Tag für Tag in sein Notizbuch schreibt. Die Welt seiner Frau Laura dagegen ist im ständigen Wandel. Fast täglich hat sie neue Träume, jeder einzelne von ihnen ein anderes, inspirierendes Projekt. Paterson liebt Laura und sie ihn. Er unterstützt ihre neugefundenen Ambitionen und sie bewundert seine Gabe für Poesie. Sie ist es auch, die Paterson vorschlägt, endlich etwas zu veröffentlichen. Aber ist sein Leben nicht eigentlich perfekt, so wie es ist?

Es ist Kino im Urzustand, wie es Jarmusch am liebsten macht, ein Kino, in dem es nicht ums Erzählen, sondern ums Beobachten geht, um Wiederholung und Variation.“ Fritz Göttler

Vorbild und Idol des Busfahrers Paterson ist eine Figur des amerikanischen Kinderarztes und Lyrikers William Carlos Williams (1883 – 1963), der mit seinem bekanntesten Buch „Paterson“ die gleichnamige Industriestadt in New Jersey zu einem der literarisch denkwürdigsten Orte Amerikas erhoben hat.

Der von den Kritiker_innen gefeierte Film wurde 2016 bei den Filmfestspielen von Cannes uraufgeführt und war dort auch für die Goldene Palme nominiert. Filmhund Nellie gewann einen Palm Dog. Adam Driver erhielt im selben Jahr von der Los Angeles und der Toronto Film Critics Association jeweils eine Auszeichnung als Bester Hauptdarsteller.

(Textverantwortlich: KE)

Paterson Still
Rabot 4-358 & Rabot II (Dokumentarische Performance)
26.04.

Dokumentarfilm meets Live-Performance!

An diesem Abend präsentieren wir ein Double-Feature mit den beiden aufeinander aufbauenden Dokumentarfilmen „RABOT 4-358“ & „RABOT 2“, die von Theatermacher Simon Allemeersch, Mitglied des belgischen Künstler_innenkollektivs Lucinda Ra, mit Live-Beschriftung einzelner Filmsequenzen und Live-Performances ergänzt werden.
Von Julian und mir im Rahmen des Kino Climates-Treffen Ende 2023 in Gent entdeckt und es war sofort klar: „Unbedingt ins Offkino holen!“ Et voilà :).
Simon Allemersch wird nach den Aufführungen auch für ein Gespräch zur Verfügung stehen.


Filmbeginn „RABOT 4-358“: 19 Uhr
Filmbeginn „RABOT 2“: 21 Uhr
Die Filme bauen zwar aufeinander auf, funktionieren aber auch für sich einzelnd
, falls jmd. von euch/ihnen nur zu einer der beiden Vorführungen kommen kann/möchte.
Eintritt für das Double Feature: 12€ / ermäßigt 10€; für einzeln besuchten Film gilt unser regulärer Eintrittspreis 7€ / ermäßigt 5€


RABOT 4-358
Simon Allemeersch / Lucinda Ra, 2014, BE, 105′, Englisch mit engl. UT

Bevor die Sozialwohnungen des Rabot-Viertels in Gent abgerissen wurden, richtete Simon Allemeersch für mehr als zwei Jahre sein Studio in einer der Wohnungen ein. In diesem Atelier wurde eine Erinnerung an „die Blöcke“ geschaffen und eine neue Erzählung zwischen den Bewohner_innen und der Außenwelt konnte entstehen.
„Rabot 4-358“ ist eine Rekonstruktion der Geschichte sowohl der Gebäude als auch des Künstlerateliers von Allemeersch, das er während seines Aufenthalts in Zusammenarbeit mit den Bewohner_innen entwickelte. Es ist eine Suche nach Antworten auf scheinbar einfache Fragen. Wie kommt es, dass die ersten Bewohner_innen als vornehm angesehen wurden? Wie konnte sich das so schnell ändern? Warum war der einzige Gemeinschaftsraum in den Türmen eine Leichenhalle? Wer hat sich die Form dieser Gebäude ausgedacht? Diese dokumentarische Performance ist gleichzeitig eine Rekonstruktion der Geschichte der Genter Rabot-Gebäude und des Studios, das dort existierte – in Zusammenarbeit mit den Bewohner_innen.

RABOT 2
Simon Allemeersch / Lucinda Ra, 2021, BE, 95′, Englisch mit engl. UT

„Wie geht es dir jetzt?“ ist die Ausgangsfrage von „Rabot 2“, die auf der Performance und dem Buch „Rabot 4-358“ aufbaut. Für diese Performance hat Allemeersch die Menschen, die er während des ersten Projekts getroffen hat, erneut besucht. In einem Videotagebuch sammelte er Zeug_innenaussagen, bevor er thematisch herauszoomte und den privaten und öffentlichen Reichtum unter die Lupe nahm. Ausgehend vom Rabot-Viertel richtet er seinen Blick auch auf andere Wohnprojekte und erzählt eine soziale Geschichte am Schnittpunkt von Architektur, Stadtentwicklung, Geschichte und Design.
In „Rabot II“ kombiniert Allemeersch Live-Sound, Dokumentation, Musik, Theater und Videomaterial zu einem handwerklich gefertigten „subjektiven Dokumentarfilm“.


„Rabot II“ live in Gent

(Textverantwortlich & Foto: KE)

Rabot 4-358 & Rabot II (Dokumentarische Performance) Still
Unsere Filme im Mai - Alles nur geklaut
Flashdance
03.05.

Mit „Flashdance“ zeigen wir einen der Kinoklassiker der 1980er Jahre und am Filmabend wird es schon in unserem Foyer einen kleinen Vorgeschmack auf die 80er geben – lasst euch überraschen!

Die Story von „Flashdance“ ist schnell erzählt: Der jungen Alex Owens (Jennifer Beals) ist Unabhängigkeit sehr wichtig – für ihren Lebensunterhalt jobbt sie tagsüber als Schweißerin in einem Stahlwerk und nachts als Go-Go-Tänzerin in einer Bar. Sie träumt von einer Karriere als Tänzerin und trainiert in ihrer Freizeit für die Aufnahmeprüfung an der „Pittsburgh Conservatory of Dance“, um eine klassische Ballettausbildung zu erhalten. Die Autodidaktin wird dabei von ihrer Mentorin, die ehemalige Ballerina Hanna Long, unterstützt. Außerdem von ihrem Chef, mit dem eine Liaison entsteht. Ohne ihr Wissen lässt er seine Beziehungen spielen…

„Flashdance“ bestach als Musik- und Tanzfilm mit der damals noch gänzlich unbekannten Jennifer Beals in der Hauptrolle und mit seinem kultigen Soundtrack, natürlich hervorzuheben der zeitlose und Oscar-prämierte Riesen-Hit „Flashdance … What a feeling“, gesungen von Irene Cara. Diese hatte schon 1981 mit dem Titelsong für Fame – Der Weg zum Ruhm einen Riesenerfolg. Michael Sembello erreichte ebenfalls weltweit Spitzenpositionen mit „Maniac“.
Außerdem überzeugte „Flashdance“ mit seinem Look. Neben Beals` Style hatte er bezüglich des Einsatzes von Filmsequenzen im Stil von Musikvideos einen großen Einfluss auf nachfolgende Filme.

Und hier noch die Verbindung zu unserem Monatsthema „Alles nur geklaut“: Die mittlerweile legendäre Enthüllung, dass Jennifer Beals bei Tanzszenen gedoubled wurde und Marine Jahan, die die Szenen getanzt hat, nicht im Abspann erwähnt wird. Zudem wurden für die finale Tanzszene zusätzlich der Breakdancer Richard Colón und die Turnerin Sharon Shapiro eingesetzt.

(Textverantwortlich: KE)

Flashdance Still
Zwei glorreiche Halunken
10.05.

In den Wirren des amerikanischen Bürgerkriegs kreuzen sich die Wege dreier Männer. Ein Bandit (Eli Wallach) tut sich zwischenzeitig mit einem namenlosen Revolverhelden (Clint Eastwood) zusammen, während ein skrupelloser Kopfgeldjäger (Lee van Cleef) seinen eigenen Geschäften nachgeht. Auf unterschiedlichen Wegen erfahren sie von einer Menge Gold, die aus der Kasse der konföderierten Armee in ein Grab auf einem Friedhof gewandert ist. Doch der genaue Ort bleibt vorerst ein Rätsel: die Rivalen haben unterschiedliche Informationen, die als Puzzleteile zusammengefügt werden müssen. Während die drei von dem Wunsch nach dem großen Reichtum vereint werden und auf das Wissen der anderen angewiesen sind, versucht jedoch jeder Einzelne, die anderen für seinen eigenen  Vorteil auszunutzen und auszubremsen.

Sergio Leone hebt mit seiner Dollar-Trilogie einen Schatz ganz eigener Art. Der ehemals strahlende Hollywood-Western hat seinen Glanz verloren und ist umhüllt von einer dicken Schmutzschicht. Die heroischen Geschichten sind auserzählt, der Western-Mythos begraben. Leone ermöglicht mit seiner Inszenierung, das Genre zu einem neuen Mythos zu führen, zu einem Mythos, der den Schmutz, das Elend und die brutale Feindschaft unter den Menschen nicht leugnet, sondern zum Ausgangspunkt der Handlung macht und neue, ambivalente (Anti-)Heldenfiguren und popkulturelle Ikonen erschafft.
Der Filmkritiker Roger Ebert beschrieb pointiert die Formel für diesen Verwandlungsprozess: „Leone cares not at all about the practical or the plausible, and builds his great film on the rubbish of Western movie cliches, using style to elevate dreck into art.”

(Textverantwortlich: KK)

Zwei glorreiche Halunken Still
Supermarkt
17.05.

Willie, achtzehn Jahre alt, lebt auf der Straße. Er ist „ein Typ, der alles macht“, wie er selbst von sich sagt. Er streunt durch Hamburgs Randgebiete und Vergnügungsviertel, immer auf der Suche nach Möglichkeiten. Er begegnet Menschen, wie dem Journalisten Frank, der ihm helfen möchte, oder dem schmierigen Kleinganoven Theo, der ihn auf den Strich schicken will. Als Willi Monika trifft, der es noch schlechter geht als ihm, will er ihr helfen, denn sie will nichts von ihm und er kann ihr was geben…
Superman – Supergirl – Supermarkt. Die Welt, in der man alles kaufen kann. Träume gegen Bargeld. Wer zahlt, hat recht. Wer nicht zahlen kann, der schießt…  „Supermarkt“ ist „ein Film über die Kunst mit einer eisernen Scheckkarte einkaufen zu gehen“ (Roland Klick), ein Actionthriller aus dem Großstadtdschungel, in der Tradition von Filmen wie Scorseses „Taxi Driver“ oder „Mean Streets“.

„Supermarkt“ feierte im Januar 2024 sein 50. Kinostartjubiläum. Aus diesem Anlass heraus lief er dieses Jahr in der Retrospektive der Berlinale. Eva Mattes und Charly Wierzejewski waren anwesend.
Hinter der Kamera stand der noch unbekannte Jost Vacano, der später für die spektakulären Kamerafahrten in Wolfgang Petersens „Das Boot“ verantwortlich sein und dann mit Paul Verhoeven in Hollywood Karriere machen sollte. Den Titelsong lieferte Marius Müller Westernhagens erste Single.

„Klicks rasantestes, rührendstes, ausweglosestes Stück Kino, ein rauer Großstadtfilm ohne Milieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem herzlich.“ Andreas Busche, Splatting Image

„Was man dem Film ansieht, von der ersten Einstellung an, ist die sehr genaue Kenntnis des Milieus, von Szene-spezifischen Bewusstseinslagen und Verhaltensweisen. (…) Klick ist ein präziser Handwerker mit einer kompromisslosen Vision vom Kino. Die Kunst des Kinos soll „kunstlose Kunst“ sein, so Klick, eine Kunst, die sich nicht ausstellt, sondern in Dienst nehmen lässt von einer fesselnden Geschichte, die das Publikum bewegt und trifft. Die Filme, die unter dieser Prämisse entstanden sind, beeindrucken bis heute.“ Ekkehard Knörer, taz

Bundesfilmpreis 1974 (Filmband in Gold, Beste Regie und Beste darstellerische Leistung Walter Kohut)

(Textverantwortlich: JU)

Supermarkt Still
Bound – Gefesselt
24.05.

For me, stealing’s always been a lot like sex.” Corky

Violet, eine Mafia-Geliebte, und Corky, frisch aus dem Gefängnis entlassen, wollen der Chicagoer Mafia 2 Millionen Dollar abluchsen. Der Plan scheint perfekt, aber Violets Freund Caesar macht ihnen einen Strich durch die Rechnung und es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Dreien – um Geld, Leben und Liebe, denn die zwei Frauen verbindet mehr als nur den Diebstahl. Hier gibt es alles, was das Genre-Liebhaber_innen-Herz begehrt: Geld, Gewalt, lesbischer Sex und wunderbare italienisch-amerikanische Akzente.
In dem Regiedebüt der Wachowskis wird mit einem kleinen Budget eine große Wirkung erzielt. Der Neo-Noir Thriller spielt fast ausschließlich in einem Chicagoer Apartmentkomplex und lässt nur wenige Charaktere auftreten, was dem Film ein beengendes Kammerspiel-Feeling gibt. Die Wachowskis bedienen sich reichlich am Film Noir der 1940er und Gangsterfilmgenre der 1970er und bieten dem Publikum eine wunderbare Mischung aus Genre-Stereotypen und Subversionen, welche von den Schauspieler_innen liebevoll überzogen gespielt werden – sei es Violet als verführerische Femme Fatale oder Caesar als schmieriger Mafioso. Matrix-Kenner_innen werden an einigen Stellen sicherlich auch Bill Popes Kameraführung wiedererkennen, dessen Kamerafahrten über Wände und auf Telefonen und ihren Schnüren auch hier zu finden sind.
Außerdem sticht „Bound“ durch sein unglaublich erotisches Flair hervor. Die Beziehung von Violet und Corky ist der Mittelpunkt der Geschichte und das Motiv von Nässe und Fingern zieht sich durch den ganzen Film. Die lesbische Beziehung ist keine heterosexuelle Fantasie, im Gegenteil, sie wurden von der Feministin Susie Bright choreografiert und auch das spätere Coming-Out der Wachowskis lässt uns die queeren Themen des Filmes, wie z.B. das des ‚closet‘, anders sehen als das damalige Publikum. „Bound“ gewann 1997 den GLAAD Media Award und wurde für weitere LGBTQ-Awards nominiert.

(Textverantwortlich: LF)

Bound – Gefesselt Still
Ocean’s Eleven
31.05.

Elf Gauner müsst ihr sein.
Nach einer mehrjährigen Haft wegen Diebstahls setzt Danny Ocean gerade die ersten Schritte in die Freiheit (Entlassung auf Bewährung), da plant er schon seinen nächsten Coup. Seinem Freund Rusty unterbreitet er einen raffinierten Plan, um nicht ein, nicht zwei, sondern gleich drei Casinos in einer Nacht auszurauben. Um diesen Plan über die Bühne zu bringen, benötigt es natürlich mehr Manpower, und so machen sich die beiden daran rasch ein elfköpfiges Team aus Spezialisten zusammenzustellen. Was soll jetzt noch schief gehen? Das fragt sich auch Rusty, der hinter Dannys Motivation für den Raubzug mehr wittert als nur das Geld und den Spaß an der Sache. Zufälligerweise gehören nämlich alle drei der anvisierten Casinos dem Las Vegas-Tycoon Terry Benedict, der sich während Dannys Haft mit dessen Noch-Ehefrau Tess liiert hat…

„Remake der Gaunerkomödie „Frankie und seine Spießgesellen“ (1960), das mit einem bestechenden Darsteller-Ensemble aufwartet und von inszenatorischer Meisterschaft zeugt. In der Bescheidenheit, nicht mehr als perfekte Unterhaltung bieten zu wollen, liegt die außergewöhnliche Leistung des raffiniert komponierten Films.“ filmdienst.de

Die Deutsche Film- und Medienbewertung in Wiesbaden verlieh dem Film das Prädikat „wertvoll“ mit der Begründung: „[Ein] raffiniertes Gaunerstück, präzise und absolut cool in Szene gesetzt, das nicht nur dem betroffenen Casino-Besitzer Hochachtung abverlangt. […] Kein geringerer als Oscar-Preisträger Steven Soderbergh garantierte vielmehr eine auf viel höherem Niveau angesiedelte Geschichte, deren Vorzüge in brillanten darstellerischen Leistungen und ausgefeilten Dialogen zu finden sind […] Und, was besonders zu erwähnen sei: trotz der knisternden Spannung passt sich die musikalische Begleitung wohltuend zurückgenommen dem kühl geplanten und ebenso ruhig durchgeführten Raubfeldzug der 12 Verschworenen an.“

Die stylische Komödie überzeugte dermaßen, dass kurz darauf zwei Sequels („Ocean’s 12/Ocean`s Twelve“, „Ocean’s 13/Ocean`s Thirteen“) folgten, bei denen Steven Soderbergh ebenfalls Regie führte. Ein Ableger mit rein weiblicher Besetzung („Ocean’s 8/Ocean`s Eight“) von Gary Ross erschien im Jahr 2018 in den Kinos.

(Textverantwortlich: LV)

Ocean’s Eleven Still
Unsere Filme im Juni - Auf Abwegen
Kooperation mit dem „AK Asyl“ Bielefeld
07.06.

Weitere Infos folgen bald!

Kooperation mit dem „AK Asyl“ Bielefeld Still